Frauen stehen im Laufe ihres Berufslebens vor vielfältigen Herausforderungen, die stark von ihren individuellen Lebensphasen beeinflusst werden. Insbesondere die Wechseljahre stellen eine bedeutende Übergangszeit dar, in der physische, psychische und soziale Veränderungen auftreten. Dennoch sind die Wechseljahre in vielen Unternehmen noch immer ein Tabuthema, das kaum in Personalstrategien oder betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen berücksichtigt wird.
Erstmals werden wir deshalb in einem gemeinsamen Forschungsprojekt von the-change.org, der Universität Magdeburg und der Akademie für Frauen des Heinrich-Pesch-Hauses untersuchen, wie Unternehmen Wechseljahresthemen offen adressieren und gezielt in ihre Unternehmenskultur einbinden können.
Unser Forschungsprojekt zielt darauf ab, die Anforderungen und Herausforderungen von Frauen in den Wechseljahren in unterschiedlichen Branchen zu analysieren, betriebliche, soziale und strukturelle Lösungsansätze zu entwickeln und diese hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu evaluieren. Dabei arbeiten wir branchenspezifisch, um die jeweils wirkungsvollsten Hebel zu identifizieren, sowie branchenübergreifend, um Maßnahmen zu definieren, die für alle Unternehmen von Bedeutung sind. Zudem legen wir besonderen Fokus darauf, diese vulnerable Gruppe zu identifizieren.
Menschen arbeiten lebensphasenorientiert: ihre Kraft, ihre Kreativität und ihr Arbeiten sind zyklisch; Leistungsdenken, Leistungsfähigkeit und Bedürfnisse verändern sich im Laufe des Lebens. Ab der Lebensmitte gewinnt die Sinnfrage zunehmend an Bedeutung (Wozu tue ich etwas?). Viele qualifizierte Menschen verlassen Unternehmen, die ihnen nicht das bieten, was sie an Rahmenbedingungen und Unterstützung brauchen, andere suchen Möglichkeiten, wirksam zu sein – sei es in der Selbständigkeit oder im Ehrenamt.
Wie können Unternehmen das Thema Wechseljahre konstruktiv angehen und nachhaltig in eine lebensphasenorientierte Personalstrategie integrieren?
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Verschiebung des Renteneintritts ist es unumgänglich, Beschäftigte länger physisch und psychisch gesund und leistungsfähig zu halten. Auch der zunehmende Fachkräftemangel sowie veränderte Bedarfe an Work-Life-Balance erfordern eine erhöhte Arbeitgeberattraktivität, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Deshalb braucht es eine ganzheitliche Arbeitgeberausrichtung und Unternehmenskultur mit flexiblem Personalmanagement entlang der Lebensphasen.
Eine für Frauen sehr wesentliche Lebensphase stellen die Wechseljahre dar. Obwohl die Hälfte der Bevölkerung irgendwann davon betroffen ist, wird das Thema in Unternehmen bisher so gut wie gar nicht beachtet bzw. immer noch stark stigmatisiert. Viele Frauen fühlen sich mit ihren Beschwerden und der veränderten Leistungsfähigkeit alleine gelassen. Körperliche und psychische Beschwerden, die während dieser Zeit auftreten, können das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. In der Gesellschaft und Arbeitswelt fehlt jedoch häufig ein offener Umgang mit diesen Herausforderungen. Mit einer Erwerbstätigenquote von über 80 Prozent sind Frauen über 40 die am schnellsten wachsende Gruppe in der Arbeitswelt.
Unternehmen und Institutionen werden im Zuge des Fachkräftemangels hoch qualifizierte und erfahrene Frauen verlieren, wenn sie nicht auf die veränderten Bedürfnisse eingehen und entsprechende Unterstützung sowie Maßnahmen anbieten. Zukunftsorientierte Unternehmen haben die Möglichkeit, ihre weiblichen Fach- und Führungskräfte zu binden und Synergien zu schaffen.
Bild: freep!k und eigene Gestaltung
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