Abschied von Heidi Lueg-Walter
27.11.2024

Abschied von Heidi Lueg-Walter

Dankbar schauen wir zurück, denn Frau Lueg-Walter hatte sich im nicht einfachen Transformationsprozess des Heinrich Pesch Hauses vom reinen Bildungshaus zu einem professionell geführten Hotel und bei der wirtschaftlichen und organisatorischen Optimierung bleibende Verdienste erworben.

Unsere Gedanken sind bei ihrer Tochter und allen Hinterbliebenen, die um sie trauern.

Liebe Heidi, danke und Gott behüte Dich und halte Dich in seiner Hand!

Tobias Zimmermann SJ, Sebastian Parker, Ulrike Gentner, Marco Dakkus


Lesen Sie hier Auszüge aus der Trauerrede für Heidi Lueg-Walter von P. Johann Spermann SJ

Johannesevangelium (14,1–3):
„Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten?“

Liebe Frau Rätsch, liebe Familie, liebe Freunde, liebe Kollegen, liebe Wegbegleiter,

es ist eigenartig, wie die Abwesenheit eines Menschen plötzlich den Raum füllt. Heidi ist nicht mehr hier – und doch scheint sie in allem präsent. Ihre Stimme, diese klare, fast messerscharfe Präzision in ihren Worten. Ihre Haltung, stets aufrecht, der Seidenschal wie eine Art Erkennungsmerkmal. Und natürlich diese Aura, die jedem sofort klarmachte: Hier ist jemand, der weiß, was er tut, und der keine halben Sachen duldet.

Heidi Lueg-Walter war vieles: eine Führungspersönlichkeit, eine Ausbilderin, eine Kollegin, eine Vertraute, eine Freundin, eine Mutter – und immer eine Frau mit Stil. Wir stehen heute hier, um Abschied zu nehmen. Aber wie nimmt man Abschied von jemandem, der so viele Leben geprägt hat? Von jemandem, dessen Geschichten und Handlungen sich tief in die Herzen von Menschen eingeschrieben haben?

Eine Frau mit klaren Ansagen und großem Herz

Heidi hatte einen Führungsstil, den man nicht ignorieren konnte. Wer sie kannte, wusste: Wenn sie etwas wollte, dann wurde es gemacht. Ihr berühmter Satz: „Bin ich der Chef oder du?“ war mehr als eine rhetorische Frage an Auszubildende und Kollegen – es war eine Feststellung. Sie hatte die Fähigkeit, mit einem Satz den Raum einzunehmen, Entscheidungen klar zu machen und dabei keinen Zweifel zu lassen, wer die Richtung vorgab.

Doch was viele nicht wissen: Dieser Weg war oft ein steiniger. Im Heinrich Pesch Haus gibt es nicht nur ein Hotel. So hatte Heidi mit Ulrike Gentner und mir ihrerseits zwei Chefs und gemeinsam hatten wir ein marodes Haus zu sanieren. Wir saßen oft bis spät in die Nacht zusammen, diskutierten, stritten, rangen um den besten Weg für dieses Haus im Umbruch. Es war nicht immer einfach – im Gegenteil. Es flogen auch die Fetzen. Heidi hatte klare Meinungen, und sie scheute sich nicht, diese mit Nachdruck zu vertreten.

Aber gerade diese Dynamik machte unsere Zusammenarbeit so besonders. Wir wussten, dass wir alle für dasselbe Ziel kämpften: das Wohl des Heinrich Pesch Hauses und seine Zukunft. Jeder von uns brachte etwas anderes ein, und am Ende gelang es uns, nicht nur Kompromisse zu finden, sondern gemeinsame Linien zu ziehen. Heidi war dabei oft diejenige, die mit ihrer unerschütterlichen Entschlossenheit den Impuls gab, um aus der Theorie Praxis zu machen.

Eine Kämpferin mit einem weichen Kern

Heidi war eine Kämpferin. Sie war stark, fordernd, manchmal unbequem – und gerade deshalb so wertvoll. Aber hinter dieser Stärke war ein weicher Kern, der besonders dann sichtbar wurde, wenn es um Menschen ging. Sie war jemand, der sich kümmerte, der fragte, wie es einem geht, und der aufmerksam blieb, auch wenn die Situation schwierig war.

Eine Kollegin erzählte einmal, wie Heidi ihr in einer schweren Phase half – nicht durch große Worte, sondern durch ihre Präsenz und ihr Handeln: „Wir sind ein Team“, sagte sie gerne. „Und im Team lässt man niemanden zurück.“

Die Seele ihrer Häuser

Zwölf Jahre lang war Heidi Direktorin des Heinrich Pesch Hotels. Sie war nicht nur die Hotelchefin, sie war die Seele des Hotels. Und das wird man so wohl auch von den anderen Häusern behaupten dürfen, die sie leitete und an denen sie hing. Ich weiß noch, wie sie uns stolz das Haus in Baiersbronn zeigte.

Es gäbe viele Geschichten darüber zu erzählen, wie sie mit genialem Gespür Entscheidungen traf. Eine davon: Jemand stellt eine Budgetplanung vor, die für alle plausibel klang. Aber Heidi lehnte sie ab – aus dem Bauch heraus. Am Ende zeigte sich: Ihre Intuition war richtig. Ihre Fähigkeit, Zahlen und Zusammenhänge intuitiv zu erfassen, war legendär.

Doch Heidi war mehr als eine Zahlenmensch. Sie war jemand, der für das Wohl der Menschen arbeitete. Sie sorgte dafür, dass das Hotel nicht nur ein Ort für Gäste, sondern auch ein Zuhause für die Mitarbeitenden war.

( … – Hier haben wir einige sehr persönliche Sätze aus der Trauerrede gestrichen.)

Ihr Herz für Kinder

Heidi hatte ein Herz für Kinder. Besonders für jene, die weniger hatten. Sie spendete regelmäßig für Aktionen im Heinrich Pesch Haus, die armen Kindern zugutekamen. Einmal, bei einer Weihnachtsaktion, sagte sie: „Kein Kind soll denken, dass es vergessen wurde. Weihnachten ist für alle da.“ Sie mochte keine großen Worte darüber machen, aber ihre Taten sprachen für sich.

Glaube, der leise und tief war

Heidi sprach selten auch über den Glauben. Aber wenn sie es tat, dann mit einer Tiefe, die einen innehalten ließ. Sie war stolz darauf, dass ein evangelischer Superintendent zu ihren Vorfahren gehörte. Und sie hatte eine stille, fast unauffällige Art, ihren Glauben zu zeigen. Einmal sagte sie: „Man muss nicht laut glauben. Man muss es einfach tun.“

Diese Haltung zog sich durch ihr Leben. Sie handelte oft im Verborgenen, aber immer mit einer klaren Überzeugung.

Neuanfänge und Leidenschaft

Nach ihrer Pensionierung begann Heidi ein altes – neues Kapitel. Sie entdeckte das Bridgespiel wieder für sich, das sie schon lange im Club Pirmansens pflegte. Nun wurde mehr als ein Hobby – im Club Landau. Es wurde eine Leidenschaft. Sie sagte einmal bei einem Turnier: „Bridge ist wie das Leben: Manchmal muss man bluffen, manchmal abwarten – aber immer mit Stil.“

Diese Leidenschaft führte sie in eine Gemeinschaft, in der sie nicht nur Mitglied, sondern auch Gestalterin wurde. Sie leitete und brachte ihre organisatorischen Fähigkeiten ein – immer mit der gleichen Eleganz und Zielstrebigkeit, die sie auszeichnete.

Schwere Zeiten und Vertrauen in Gott

Heidi musste im Leben auch schwere Verluste verkraften.

( … – Hier haben wir einige sehr persönliche Sätze aus der Trauerrede gestrichen.)

Doch Heidi ließ sich davon nicht brechen. Sie fand immer wieder die Kraft, weiterzugehen. Einmal sagte sie: „Das Leben nimmt dir manchmal das Liebste. Aber Gott zeigt dir immer einen Weg, weiterzugehen.“

Diese stille Hoffnung trug sie, auch wenn sie nicht oft darüber sprach. Sie lebte sie.

Ein bleibendes Vermächtnis

Der Gedenktisch im Heinrich Pesch Hotel, liebevoll geschmückt, ist ein Zeichen dafür, wie sehr Heidi geschätzt wurde. Sie war mehr als eine Direktorin, mehr als eine Ausbilderin, mehr als eine Mutter, mehr als eine Freundin. Sie war eine Kraft, eine Inspiration, eine Orientierung.

Es gibt eine Stelle im Johannesevangelium, die für mich heute gut passt. Wir haben sie vorhin gehört. In ihr sagt Jesus: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Ich gehe, um euch einen Platz vorzubereiten.“

Diese Worte sind wie ein Trost, eine Art leiser Anker inmitten des Abschieds, der uns unruhig macht. Sie sagen uns: Der Tod ist kein Ende. Es ist ein Übergang, ein Schritt von dem, was wir hier begreifen können, hin zu etwas anderem, etwas, das wir nicht sehen, nur ahnen können. Es ist die Bewegung in eine neue Wirklichkeit – ein Zuhause, nicht gebaut aus Ziegeln oder Stein, sondern aus einem Versprechen, dass da jemand auf uns wartet, der uns kennt und uns annimmt. Ein Ort, an dem alles Schwere von uns abfällt, ein Raum, in dem die Last der Tage keine Bedeutung mehr hat.

Jesus spricht von einem Haus mit vielen Wohnungen. Es ist ein seltsames Bild, fast prosaisch in seiner Schlichtheit und doch ungeheuer groß. Ein Haus, in dem Platz ist – für alle, ohne Ausnahme. Ein Ort der Weite, der Sicherheit. Vielleicht kann man sagen, es ist weniger ein Ort als ein Zustand, ein Versprechen, dass wir nicht verloren gehen, dass unsere Suche nach Heimat und Frieden irgendwo ein Ende findet.

Für Heidi, denke ich, war dieses Versprechen mehr als eine Idee. Der Tod ihrer Lieben zwang sie, sich damit auseinander zu setzen. Einmal bei Gott sein – war eine Gewissheit, die tief in ihr steckte. Sie sprach nicht oft darüber, nicht laut, aber sie lebte es – in ihrer Zuwendung zu anderen, in ihrer Klarheit, in ihrem Mut, selbst dann noch zu hoffen, wenn vieles düster aussah. Sie wusste, dass der Tod nicht der Punkt am Ende eines Satzes ist. Vielleicht eher ein Doppelpunkt, nach dem die Geschichte weitergeht, anders, aber nicht weniger bedeutsam.

Diese Gewissheit – oder auch nur die Ahnung davon – kann uns Trost spenden. Denn wenn wir jetzt hier stehen, in diesem Moment des Verlusts, können wir uns festhalten an der Vorstellung, dass Heidi ihren Platz gefunden hat. Einen Ort, der für sie bereitet war, mit der Fürsorge, die alles übersteigt, was wir uns vorstellen können. Einen Platz, an dem sie angekommen ist, an dem sie das findet, was sie gesucht hat: Ruhe, Frieden, vielleicht sogar eine Art von Glück.

Und wir dürfen glauben – oder wenn das zu groß ist, dürfen wir hoffen –, dass wir sie eines Tages wiedersehen. Nicht so, wie wir es kennen, aber doch in einer Nähe, die alles überbrückt, was uns jetzt noch trennt.

Liebe Familie, liebe Freunde, diese Hoffnung nimmt den Schmerz nicht, aber sie macht ihn anders. Sie gibt ihm eine Richtung, einen Horizont, der weiter reicht, als unser Blick jetzt geht.

Sie wandelt ihn in eine stille Zuversicht, dass Heidi nicht verloren ist. Sie ist da, aufgehoben, angekommen – bei Gott, in einer Ewigkeit, die wir uns nur vorstellen können.

Und das Wissen darum lässt uns trotz allem sagen: Danke, Heidi. Wir vermissen dich, ja, aber wir wissen dich gut aufgehoben. Und das zählt.

Amen

Consent-Management-Plattform von Real Cookie Banner