Eigentlich sollte die Jahrestagung, die die AKSB in Kooperation mit dem Heinrich Pesch Haus in Ludwigshafen ausrichtete, eine Präsenzveranstaltung sein. Doch aufgrund der Corona-Lage wurde die Tagung in den digitalen Raum verlegt. Daher beschäftigten sich rund 80 Personen am 23. und 24. November 2020 auf der digitalen AKSB-Jahrestagung mit „Patientin Erde! Aufgaben der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung angesichts der Klimakrise“.
Im Rahmen der Fridays-for-Future-Demonstrationen machen Jugendliche seit März 2019 auf die Klimakrise aufmerksam. Und zur Veröffentlichung des 16. Kinder- und Jugendbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sagte Bundesministerin Dr. Franziska Giffey am 11. November 2020: „Jugend braucht mehr politische Bildung und Mitsprache – auch in Pandemie-Zeiten.“
Dass politische Jugendbildung eine große Rolle beim Thema Klimakrise einnehmen kann und sollte, ist daher nicht von der Hand zu weisen. Welche Möglichkeiten dabei bestehen, wurde mit verschiedenen Gesprächspartnern und -partnerinnen auf der Jahrestagung diskutiert. So ging Dr. Michael Kopatz vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie in seinem Impuls-Vortrag davon aus: „Moralisierung hilft in der Klimakrise nicht. Auf dem Weg zur Ökoroutine durch politische Bildung.“ Vanessa Weber, Geschäftsführerin von Werkzeug Weber, ging in ihrem Impuls-Beitrag „Zwischen Gewinnmaximierung und ökologischer Herausforderung“ auf verantwortliches Unternehmertum und politisches Handeln ein.
In einer Podiumsdiskussion mit Alexander Thewalt (Bau- und Umweltdezernent, Ludwigshafen), Alena Hochstadt von Fridays for Future und Matthias Kiefer (Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten der deutschen Erzdiözesen) ging es um „Klimaschutz als Auftrag für Kirche, Politik und Gesellschaft: jetzt handeln!“.
In einzelnen Foren konnten die Teilnehmer/-innen sich anschließend in kleinen Gruppen mit verschiedenen Aspekten befassen, darunter etwa „Nachhaltige Entwicklung im jugendpolitischen Prozess“ mit der UN-Jugenddelegierten für Nachhaltige Entwicklung Sophia Bachmann.
„Die politische Jugend- und Erwachsenenbildung muss die Forderungen von Jugendlichen ernst nehmen und die Themen Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Umweltschutz und Bewahrung auf die Agenda der Bildungsprogramme setzen. Viele Bildungseinrichtungen leisten hier bereits ihren Beitrag, führen zum Beispiel eine nachhaltige Hauswirtschaft oder bieten entsprechende Bildungsveranstaltungen an. Auf der Jahrestagung haben wir viele Aufgaben, aber auch neue Ansätze kennengelernt, die wir in unsere Bildungsarbeit übernehmen können“, sagt Gunter Geiger, Vorsitzender der AKSB.
Die stellvertretende Direktorin/Direktorin Bildung des Heinrich Pesch Hauses, Ulrike Gentner, stellt den Bezug zu ihrem Haus her: „Die europäischen Provinziäle des Jesuitenordens betonen in einem gemeinsamen Papier aus diesem Jahr: ‚Wir haben in diesen Wochen gelernt, dass wir auf einem kranken Planeten nicht gesund leben können. Es braucht eine ‚wirksame Solidarität‘ mit den Armen, der Umwelt und den künftigen Generationen.‘. Dies setzt bei uns an: Wo stehe ich? Wie führe ich mich selbst zu Reflexion und nachhaltigem Handeln? Wie ist die eigene Lebensgestaltung, welche Entwicklungsrichtung möchte ich einschlagen?“
Den Abschluss der Jahrestagung bildete ein Vortrag von Prof. Dr. Dr. Johannes Wallacher, Professor für Sozialwissenschaften und Wirtschaftsethik und Präsident der Hochschule für Philosophie in München, der über die „Klimakrise und Globale Nachhaltigkeitsziele als Herausforderung und Chance für politische Bildung“, verbunden mit fünf Jahren Enzyklika „Laudato Si“ sprach. „Wir müssen wieder spüren, dass wir einander brauchen, dass wir eine Verantwortung für die anderen und für die Welt haben und dass es sich lohnt, gut und ehrlich zu sein.“ schreibt Papst Franziskus in seiner Enzyklika.
Mit Bezug darauf blickt Dr. Karl Weber, Geschäftsführer der AKSB, auf die Aufgaben der politischen Bildung: „Ökologie und Ökonomie dürfen uns nicht auseinanderdividieren. Politische Bildungsarbeit muss über gesellschaftliche Interessenkonflikte informieren, sie muss Menschen im Umgang mit divergierenden Interessen bilden.“