Nach dem ARD-Fernsehgottesdienst, der um 10 Uhr beginnt und aus der Kirche St. Ludwig übertragen wird, geht es im HPH weiter. Um 12 Uhr startet das Bühnenprogramm im großen Saal mit Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck, Misereor-Geschäftsführer Pirmin Spiegel und Gästen aus Kolumbien. Ulrike Gentner, Direktorin Bildung im HPH, und Weihbischof Otto Georgens berichten über Nachhaltigkeitsprojekte in Ludwigshafen und dem Bistum. Bevor der traditionelle Fassbieranstich durch Bischof Wiesemann erfolgt, können die Teilnehmenden noch Bohnen in kleine Blumentöpfe einpflanzen.
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„Interessiert mich die Bohne“. Unter diesem Leitwort steht die Fastenaktion von Misereor im Jahr 2024. Das katholische Werk für Entwicklungszusammenarbeit lädt unter diesem Motto dazu ein, sich gemeinsam mit Misereor-Projektpartner*innen aus Kolumbien für eine nachhaltige Landwirtschaft und eine gesunde Ernährung zu engagieren. Die Fastenaktion, bei der zwischen Aschermittwoch und Ostern nicht zuletzt um Spenden für die Arbeit von Misereor gebeten wird, dient auch der Selbstreflexion: Woraus lebe ich? Wie kann ich die Fastenzeit zur persönlichen Umkehr, zu individuellem und gemeinschaftlichen Engagement nutzen? Was können wir teilen?
Eröffnet wird die Fastenaktion in diesem Jahr im Bistum Speyer – und zwar im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes am Sonntag, 18. Februar, um 10 Uhr in der Pfarrkirche St. Ludwig, Wredestraße 24, 67059 Ludwigshafen am Rhein, der auch live im ARD-Fernsehen verfolgt und mitgefeiert werden kann. In den Tagen zuvor finden in Kooperation mit dem Bistum Speyer und der Katholischen Akademie Rhein Neckar „Heinrich-Pesch-Haus“ verschiedene Veranstaltungen statt – etwa eine „Trommelreise“ zur Misereor-Solibrot-Aktion in Kindertagesstätten, Exkursionen zu landwirtschaftlichen Betrieben im Bistum Speyer und ein Mitsing-Konzert im Kulturzentrum „dasHaus“ in Ludwigshafen. Misereor-Partner aus Kolumbien werden an vielen Orten des Bistums präsent sein und authentisch über ihre Arbeit berichten. Zwei Gruppen von Wallfahrerinnen und Wallfahrern werden das Misereor-Hungertuch zum Ort der Eröffnung der Fastenaktion tragen.
In der Fastenzeit wird Misereor, das in 85 Ländern Afrikas und des Nahen Ostens, Asiens und Ozeaniens, Lateinamerikas und der Karibik mit Partnerorganisationen zusammenarbeitet, über seine Projektarbeit informieren und um Spenden bitten. Durchgeführt wird die Aktion von Gruppen in Pfarreien, Schulen, Verbänden und darüber hinaus mit Bildungs-, Lobby- und Advocacy-Arbeit sowie ideenreichen Spendenaktionen. Am 17. März, dem 5. Fastensonntag, werden dann in allen katholischen Kirchengemeinden Deutschlands für die Arbeit von Misereor Spenden gesammelt.
Der Bischof von Speyer, Dr. Karl-Heinz Wiesemann, erklärte, in der Arbeit von Misereor – wie auch der anderen kirchlichen Hilfswerke – sei ein kirchlicher Leuchtturm zu sehen, „der unseren oft binnenkirchlich verengten Blick immer wieder aufbricht und wegweisende Impulse gibt. Durch die Arbeit von Misereor wird unmittelbar erlebbar, dass Kirche alle Begrenzungen durch Nation, Herkunft oder Sprache übersteigt, dass wir Weltkirche sind: eine weltumspannende Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern, die sich gegenseitig im Glauben stärken und bereichern, die füreinander verantwortlich sind und voneinander lernen können.“ Wiesemann verwies auf das umfangreiche Wirken seiner Diözese zugunsten des globalen Südens: „Unser weltkirchliches Engagement konkretisiert sich vor allem in der bereits über 40 Jahre alten Partnerschaft mit dem Bistum Cyangugu in Ruanda. Durch Pfarrei-Partnerschaften, durch die Entsendung junger Erwachsener (Freiwilliges Soziales Jahr), durch die Unterstützung sozialer Projekte (z.B. Aufbau eines Krankenhauses in Mibirizi), durch das Projekt Partnerschaftskaffee und durch vieles andere wollen wir Leben miteinander teilen, Anteil an den Sorgen und Hoffnungen des jeweils anderen nehmen, voneinander lernen, dem anderen in seinen Nöten beistehen und nicht zuletzt füreinander beten.“
Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel erläuterte den Hintergrund des diesjährigen Leitgedankens der Fastenaktion: „Mit dem bewusst ein wenig irritierenden Leitwort „Interessiert mich die Bohne“ wollen wir Menschen neugierig darauf machen, welche Kraft in der Bohne steckt.
Wir möchten sie einladen, sich mit der Situation in einer ländlichen Region Kolumbiens auseinanderzusetzen, deren Bevölkerung darum kämpft, täglich das zum Leben Notwendige zu organisieren. Wir drehen die etwas abwertende Botschaft der Redewendung „Das interessiert mich nicht die Bohne“ um 180 Grad: Auch wenn sie noch so klein ist, jede Bohne ist wichtig. Es kommt auf jede und jeden an. Jede Geschichte, jedes Engagement zählt. Wir schauen genauer hin und nehmen Nöte und Bedürfnisse von Menschen insbesondere im globalen Süden wahr.“ Spiegel betonte, eine gute und gesunde Ernährung für alle benötige Vielfalt vom Acker bis auf den Teller sowie eine gerechtere Verteilung. „Deshalb setzen wir uns für die Rechte von bäuerlichen Familienbetrieben ein, die weltweit etwa 70 Prozent der Nahrungsmittel anbauen und für eine stabile und ausgewogene Ernährung sorgen können.“ Spiegel rief die Menschen in Deutschland dazu auf, verstärkt Kaffee aus fairem Handel zu konsumieren. Mit einer von Misereor initiierten Postkartenaktion könne jede und jeder im eigenen Umfeld dafür explizit werben.
Nidia Cielito Meneses Meneses, Mitarbeiterin der Landpastoral in der kolumbianischen Diözese Pasto, lobte, in den in ihrer Heimatregion von Misereor geförderten Projekten würden Familien durch Ausbildung und die Stärkung bereits vorhandener Initiativen ermutigt, sich selbst erfolgreich mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Davon profitierten vor allem Frauen. „Das ist um so wichtiger, als sich viele Menschen in Kolumbien ihrer Rechte nicht bewusst sind, der Klimawandel die Lebensbedingungen auf dem Land verschlechtert und der Verlust von einheimischem Saatgut droht.“ Eine gute Ernährung und der soziale Zusammenhalt leisten einen wichtigen Beitrag zum Frieden in einem von Konflikten gebeutelten Land. Gerade in ländlichen Regionen Kolumbiens bräuchten junge Menschen neue Perspektiven, damit sie nicht in die Städte abwandern.
Tobias Zimmermann SJ, Direktor des Heinrich-Pesch-Hauses, resümierte: „Es ist gut, dass die Misereor Fastenaktion dieses Jahr unseren Blick auf den globalen Süden weitet. Denn globale Krisen werden wir nur bewältigen, wenn wir sie als Weltbürgerinnen und Weltbürger als gemeinsames Problem begreifen und sie in globaler Solidarität angehen.“
Text: Misereor/Bilder HPH und Pressestelle Bistum Speyer