„Geschichten verbinden“ – so lautete das Motto des 10. Internationalen Erzählfests in der Metropolregion Rhein-Neckar, das vom 10. bis 17. September 2023 Kinder und Erwachsene dazu einlud, Geschichtenerzähler*innen aus aller Welt zu lauschen und zusammen auf Fantasiereise zu gehen. An der Jubiläumsausgabe des Erzählfests nahmen 7.100 Zuhörende teil, davon waren 5.240 Kinder.
Die ganze Metropolregion Rhein-Neckar stand acht Tage lang im Zeichen des Erzählfests. Traditionell fand die Eröffnung im Heinrich Pesch Haus statt. Vier Erzählkünstler*innen und ein Saxofonist gaben mit einem wahren Feuerwerk an Geschichten einen Vorgeschmack auf die Vielzahl der Erzählrunden, die in den folgenden sieben Tagen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg stattfanden. „Geschichten können ein Samenkorn für die Fantasie sein“, sagte Susanne Tiggemann, die zusammen mit Selma Scheele die künstlerische Leitung verantwortet. Ulrike Gentner, stellvertretende Direktorin des Heinrich Pesch Hauses, blickte auf die Anfänge des Erzählfests zurück: „Insgesamt sind bei den zehn Erzählfesten nahezu 55.000 Menschen, davon über zwei Drittel Kinder, erreicht worden. In den ersten Jahren ab 2007 fand das Erzählfest nur in Ludwigshafen statt, ab 2011 sind wir dann mit unseren Geschichten in die gesamte Metropolregion gezogen.“
Und das taten die Erzähler*innen auch bei der Jubiläumsausgabe und zeigten einmal mehr, dass Geschichten wirklich verbinden – junge und alte Menschen und über Sprach- und Ländergrenzen hinweg. In drei Bundesländern und 20 Städten von Grünstadt bis Heidelberg, von Landau bis Bensheim erzählten sie bei insgesamt 38 Kooperationspartnern. So machte das rote Erzählzelt etwa in Ludwigshafen, Speyer und Worms in Rheinland-Pfalz sowie in Lampertheim in Hessen und Schwetzingen in Baden-Württemberg Station. Daneben gab es noch viele weitere Erzählrunden, sowohl öffentlich als auch für die Kinder der besuchten Einrichtungen. Die Erzählkünster*innen erzählten unter freiem Himmel, auf Plätzen, am Lagerfeuer oder im Schatten alter Bäume. Sie traten in Kindertagesstätten und Schulen auf, unterhielten Zuhörende in Mehrgenerationenhäusern und Stadtbibliotheken. Erstmals besuchten sie Integrationskurse, erzählten ihre Geschichten und luden die Teilnehmer*innen ein, ihre eigenen Geschichten zu erzählen.
Auch auf der Mannheimer Bundesgartenschau begeisterten die Erzähler*innen gleich an zwei Tagen die Besucher*innen. André Wülfing und Gudrun Rathke erweckten im MöglichkeitsGarten der Kirchen eine Leiter zum Leben und zogen die Zuhörer*innen mit Geschichten über eine kleine Haselmaus, die nicht schlafen kann, über ein Pferd, das sich einsam fühlt, oder über einen Vogel, der bis zur Sonne und zurück geflogen ist, in ihren Bann. „Draußen braucht es mehr Stimme, drinnen ist die Konzentration leichter herzustellen“, weiß der erfahrene Erzähler André Wülfing und ergänzte: „Aber dafür haben wir das Himmel-Licht-Luft-Erlebnis gemeinsam“. „Die Geschichten haben die Kinder gefesselt“, sagte Lehrerin Daniela Bappert begeistert, die mit ihrer 2. Klasse das Erzählfest auf der BUGA besuchte.
Die uralte Kunst des freien Erzählens faszinierte die Kinder wie auch Erwachsene bei allen Veranstaltungen, egal, ob sie von riesigen Riesen, fliegenden Häusern oder natürlich reichen Königen und bildhübschen Prinzessinnen handelten. Kein Wunder, denn den Erzählerinnen und Erzählern gelang es, die Kinder in ihre Fantasiewelt hineinzuziehen. So bauten sie Äußerungen der Kinder in ihre Geschichten ein und ließen sie immer wieder zum Fortgang der Erzählung beitragen.
Das Erzählfest endete mit zwei Veranstaltungen im Heinrich Pesch Haus – der Langen Nacht der Geschichten am Samstag, 16. September, und dem Familientag am Sonntag, 17. September. Bei der Langen Nacht in der magischen Erzähllandschaft des stimmungsvoll illuminierten Parks des HPH ließen sich knapp 200 Teilnehmende auf „Wunschgedanken und Wortgefechte ein“. „Ein Thema wie gemacht für uns Erzähler*innen“, sagte Susanne Tiggemann, denn Sprache könne vieles: Sie kann verletzen, trösten, Liebesgeflüster ins Ohr säuseln und dreisteste Lügen erzählen.
Beim abschließenden Familientag wartete ein Erzählerdorf auf die knapp 250 Besucher*innen. An gleich vier Orten beflügelten die Erzähler*innen mit ihren Geschichten die Fantasie der Teilnehmenden. „Schon immer war das Erzählen einerseits Teil des Alltags, andererseits aber auch eine besondere Kunst: Das durften wir beim 10. Internationalen Erzählfest wieder erleben“, sagte Ulrike Gentner, stellvertretende Direktorin des HPH, zum Abschluss und zitierte Rainer Maria Rilke: „Aber wenn einer eine wirkliche Geschichte weiß, glauben Sie, das kann verborgen bleiben? Bewahre, das spricht sich herum, besonders unter den Kindern!“ Daran schloss sich ein Wunsch von Erzähler Thomas Hoffmeister-Höfener an, der ein „Urgestein“ des Erzählfests ist: „Für die Zukunft des Erzählfestes wünsche ich mir, dass es immer wieder Menschen gibt, die das tun, was ich am liebsten tue – erzählen“.
Ulrike Gentners Dank galt allen Mitwirkenden, die zum Gelingen des Erzählfestes beigetragen haben, der Künstlerischen Leitung des Erzählfestes, Susanne Tiggemann und Selma Scheele, und besonders der BASF SE, die das Erzählfest auch in diesem Jahr wieder großzügig unterstützt hat, und der Heinrich-Pesch-Stiftung.
„`Geschichten, die verbinden´ ermöglichen Verständnis und Respekt gegenüber unterschiedlichen Lebenswelten und öffnen Türen für ein gelingendes Zusammenleben in unserer Gesellschaft. In Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen wichtiger denn je. Daher ist es BASF SE aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung heraus ein großes Bedürfnis, das 10. Internationale Erzählfest, ein Jubiläum, zu unterstützen“, sagte Petra Jahn-Stahnecker, Gesellschaftliches Engagement Standort Ludwighafen.
Das Erzählen von Geschichten kann erlernt werden. Hier setzt die Erzählwerkstatt im Heinrich Pesch Haus an. Mit Erzählkünstlern und Erzählkünstlerinnen bietet das HPH ein vielfältiges Fortbildungsprogramm an.
Mit ihrem langjährigen Engagement zeigt die BASF SE, wie sich ein Unternehmen gemeinsam mit Kooperationspartnern dafür einsetzt, Kindern und Jugendlichen in der Metropolregion Rhein-Neckar gleiche Chancen auf Bildung zu ermöglichen. Gerade in den ersten Lebensjahren werden die Grundlagen für späteres Lernen gelegt. Frühe Förderung hat daher eine besondere Bedeutung für die Entwicklung eines Kindes und dessen lebenslanges Lernen. In „Offensive Bildung“ engagieren sich seit 2005 Wirtschaft, Spitzenverbände, Träger von Kindertagesstätten, Schulen, Wissenschaft und Fachpraxis gemeinsam für Bildung in den Kitas und Grundschulen der Region. Schirmherrin der „Offensive Bildung“ ist die Deutsche UNESCO-Kommission.
Eines der Projekte ist die „Erzählwerkstatt“ mit dem Themenschwerpunkt Sprachförderung und Förderung interkultureller Begegnungen und Erzählkulturen. Das lebendige Erzählen von Geschichten aus verschiedenen Kulturkreisen im Erzählzelt fasziniert Kinder und hilft ihnen, ihre eigene Kultur und fremde Kulturen besser zu verstehen.
Weitere Informationen auf der Website www.offensive-bildung.de.