„Gute Pädagogik braucht reflektiertes Handeln, engagierte Persönlichkeiten und herausragende Initiativen“
28.09.2021

„Gute Pädagogik braucht reflektiertes Handeln, engagierte Persönlichkeiten und herausragende Initiativen“

Zum zweiten Mal haben das Zentrum für Ignatianische Pädagogik (ZIP) gemeinsam mit den Jesuiten in Zentraleuropa den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Ferdinande-Boxberger-Preis für Ignatianische Pädagogik im Rahmen der “Tage der Ignatianischen Pädagogik” im Heinrich Pesch Haus (HPH) verliehen. Die Preisträger sind Prof. Michael N. Ebertz, Katholische Hochschule Freiburg, und Wolfgang Mayer und Andreas Schmieg, die das Kollegsfernsehen (KFS) des Kollegs St. Blasien seit vielen Jahren leiten.

Ferdinande-Boxberger-Preis für Ignatianische Pädagogik verliehen

Der Ferdinande-Boxberger-Preis ist zweigeteilt: “Wir ehren einerseits die Lebensleistung von Personen, die sich in vorbildlicher Weise für Persönlichkeitsbildung im Sinne Ignatianischer Pädagogik eingesetzt haben. Und wir wollen durch den Preis Leuchtturmprojekte an den Schulen Ignatianischer Pädagogik fördern, die in besonderer Weise für die Ziele unserer Pädagogik stehen”, sagte Tobias Zimmermann SJ, Leiter des Zentrums für Ignatianische Pädagogik in Ludwigshafen. Gute Pädagogik brauche reflektiertes Handeln, engagierte Persönlichkeiten und herausragende Initiativen. Der Preis sei für Personen und Gruppen gedacht, die sich das Motto von Alfred Delp zu eigen gemacht haben: Lasst uns tun.

Die Preisträger

Kollegsfernsehen des Kollegs St. Blasien – ein pädagogisches Leuchtturmprojekt

Das Kollegsfernsehen ist ein medienpädagogisches Angebot am Kolleg St. Blasien, das aktive und kreative Medienarbeit mit digitalen Kommunikationstechniken ermöglichen soll. Es besteht seit 1981 und gehört zu den ersten Schülerfernsehen in Deutschland. Ziel ist die Vermittlung von Medien- und Sozialkompetenzen.

„Der Ferdinande-Boxberger-Preis wird dem Kolleg St. Blasien und seinem Projekt des Kollegsfernsehens mit großer Hochachtung als Ehrung des Engagements für eine exzellente Medienbildung im Allgemeinen, insbesondere aber für ein vorbildliches Engagement für die Gestaltung des Lernraumes Schule als Lebensort und Raum selbstverantworteten Lernens auch unter den Bedingungen der Pandemie verliehen“, sagten Ulrike Gentner und Tobias Zimmermann SJ in ihrer Laudatio.

Die Jury wählte das Leuchtturmprojekt der Medienpädagogik als Preisträger aus, weil es in vorbildlicher Weise Schülerinnen und Schüler ermutige, ihre Umwelt bewusst wahrzunehmen, zu hinterfragen und verantwortungsbewusst ihre Meinung zu äußern.

Damit steht das Kollegsfernsehen in hervorragender Weise für eine ganzheitliche Persönlichkeitsbildung, die bei Schülerinnen und Schülern kritisches Denken und Engagement fördert.

Die Jury

Die Jury hat darüber hinaus als wesentlichen Grund für die Ehrung hervorgehoben, dass das Kolleg St. Blasien sich unter den schwierigen Bedingungen der Corona-Pandemie in vorbildlicher und mutiger Weise sehr frühzeitig entschieden habe, das Internat wieder zu öffnen, um Eltern und Schüler*innen nicht mit der Situation alleine zu lassen.

„Mit der Fortführung des Projektes KFS auch in der Ausnahmesituation der Schule unter Corona-Bedingungen wurde durch konkretes Handeln in vorbildlicher Weise deutlich gemacht, dass Schule niemals auf Unterricht und Kompetenzvermittlung im engen Sinne reduziert werden darf, sondern dass Schülerinnen und Schüler dort angemessen als Person gefördert werden, wo Schule auch als Lebensort und als Ort des Lernens in selbstverantworteten Räumen des Lernens verstanden und gestaltet wird“, so Tobias Zimmermann. 

Wolfgang Mayer bezeichnete die Auszeichnung in seiner Dankesrede als „eine große Ehre und Wertschätzung für das Kollegsfernsehen (KFS)“. Kinder und Jugendliche, so Mayer, „müssen wir stärken und ermutigen. Ihnen ermöglichen, ihre kreativen Quellen und Innovationspotentiale zu erschließen, zu lernen eigene Meinungen zu vertreten und Talente auszuprobieren.“ Das KFS wird einen Teil des Preisgeldes an das medienpädagogisches Sozialprojekt „Ahrtal 2031“ mit benachteiligten Jugendlichen zu geben, um diesen jungen Menschen eine Perspektive nach dieser verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal zu eröffnen.

Prof. Michael N. Ebertz

Der Theologe und Soziologe ist Professor für Sozialpolitik und Freie Wohlfahrtspflege an der Katholischen Hochschule Freiburg. „Prof. Michael N. Ebertz hat sich schon bei der Erarbeitung von Kriterien eines Evaluationskonzeptes für Persönlichkeitsbildung durch das Sinus-Institut und das Zentrum für Ignatianische Pädagogik sowie bei der wissenschaftlichen Einordnung der Ergebnisse und deren Verbreitung in der kirchlichen Bildungsöffentlichkeit in besonderer Weise verdient gemacht“, hob Ulrike Gentner hervor.

Darüber hinaus ist für die Jury bei der Ehrung von Prof. Michael N. Ebertz aber sein Engagement für die Stärkung eines umfassenden Bildungskonzeptes maßgeblich: Der Theologe und Soziologe trete für Bildung in einem ganzheitlichen Sinne ein, welche Bildung immer auch als Förderung der Person als Ganzes betrachtet. Er trete ein für Bildung, die auf Freiheit ziele und sich daher nur als Förderung freier Selbstentfaltung verstehen könne – ein Aspekt, der insbesondere im Bereich politischer und religiöser Bildung eine professionelle Reflexion des pädagogischen Handelns und des Kontextes erfordere.

Unter diesem Vorzeichen gehört zu guter Bildung selbstverständlich und wesentlich, die Frage nach Gott offen zu halten, d. h. Menschen auch im Bereich von Weltanschauung und Religion Bildung nicht zu verweigern. „Dafür tritt Prof. Michael N. Ebertz ein, verbindet dieses Engagement aber mit dem Aufruf an die kirchlichen Bildungsträger, insbesondere jenen von Schulen, in ihrer Pädagogik die veränderten Rahmenbedingungen einer von Diversität geprägten Gesellschaft neu und angemessen zu reflektieren, damit religiöse Erziehung z. B. an kirchlichen Schulen von jungen Menschen und ihren Eltern nicht als religiöse Indoktrination wahrgenommen werden muss“, sagte Tobias Zimmermann.

Die Jury 

Der Jury gehören P. Martin Stark SJ (Leiter Kommunikation und Fundraising der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten), P. Christian Rutishauser SJ (Delegat für Ignatianische Pädagogik der Zentraleuropäischen Provinz der Jesuiten), Prof. Stefan Aufenanger (Universität Mainz), Ulrike Gentner (Leiterin des Zentrums für Ignatianische Pädagogik), Tobias Zimmermann SJ (Leiter des Zentrums für Ignatianische Pädagogik) an.

Die Namensgeberin des Preises

Mit dem Preis erinnert der Stifter des Preises, Friedrich Wilhelm Krekeler aus Bonn-Bad Godesberg, an seine Mutter, Ferdinande Boxberger (1914-2014), und bringt die dankbare Verbundenheit seiner Familie mit der Ignatianischen Pädagogik zum Ausdruck. Als selbstbewusste Persönlichkeit bewahrte die kosmopolitisch-jüdisch verwurzelte Sauerländerin in den tektonischen Erschütterungen und Umbrüchen ihrer Jahrhundertexistenz Stolz und Würde. Ferdinande Boxberger hat in ihrer Familie und in ihrem Umfeld ganz konkret die Bildung von Persönlichkeit durch ihre Haltung und ihr Vorbild gefördert.

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